Musik tut gut

Bewohnerin Fr. M. musiziert mit Musikpädagogin Annette Ricke an der Gitarre

Musik erleben wir in elementar­sten Gefühlen und Verfassungen.
Sie begleitet unser ganzes Leben, hilft uns in schwierigen Lebensphasen, erinnert uns an verrückte Taten, den Wagemut der Jugend. Musik reißt uns mit. Sie berührt uns, selbst wenn wir es nicht zulassen wollen. Musik unterstützt uns beim Erleben unserer Gefühle, sie weitet das Herz.

Musik verbindet Menschen

So spielt die Musik im Haus Kleineichen auch eine wichtige Rolle im täglichen Miteinander. Verschiedene Angebote wie etwa ein Tanznachmittag und insbesondere die musikalischen Veranstaltungen mit Annette Ricke, Musikpädagogin von »Musik und Klang« erfreuen sich großer Beliebtheit.

Annette Ricke beschreibt treffend die Bedeutung und Wirkung von Musik: »Musik tut gut! Und das unabhängig von Alter, Geschlecht oder ethnischem Hintergrund.
Die Erlebnismöglichkeiten von Musik sind vielgestaltig. Sie drücken sich aus in aktivem Musizieren, im Spielen eines Instrumentes, im Singen, im passiven Musikgenuss durch Zuhören, im Empfinden eines Ausdrucks von Musik in Bewegung und Tanz.
Der berühmte Violinist Minuhin sagte 1993 dazu: ›Musik schafft Ordnung aus dem Chaos. Denn der Rhythmus bringt das Auseinanderstreben zur Einmütigkeit, die Melodie setzt das Zusammenhanglose in Zusammenhang, und die Harmonie macht das Unverträgliche verträglich.‹
Diese wunderbaren Funktionen von Musik machen wir uns in der musikalischen Arbeit mit alten Menschen in ihren individuellen Möglichkeiten zunutze.
Angesprochen sind somit alle Bewohner, auch diejenigen, die trotz eingeschränkter kognitiver Fähigkeiten oder demenzieller Veränderungen durch Musik einen Genuss für Körper, Geist und Seele erleben und/oder durch die Musik zu selbsttätigem Handeln angeregt werden.
Musik erscheint dabei als Trigger und Träger von Emotionen, steigert die eigene Erlebnisfähigkeit und damit verbunden die Wahrnehmung einer eigenen Identität, schafft Struktur und Gegenwärtigkeit im Kontinuum der Zeit, Erfüllendes und Beruhigendes für den Augenblick, dient als Erinnerungsträger, indem sie das Langzeitgedächtnis anspricht und über memorierte Melodien und Lieder Selbstwertgefühl und Ich-Identität steigert und damit nicht zuletzt Möglichkeiten gibt, selbstbewusst, selbstwirksam und sinnvoll am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben und über Musik zu kommunizieren, wo sonst vielleicht keine Worte mehr möglich sind.
Themen wie Glück, Abschied, Lachen und Lächeln, der Kuss, ferne Länder …, aber auch jahreszeit­liche und festliche Themen rücken durch das Medium der Musik in den Mittelpunkt, werden verknüpft mit entsprechenden symbolischen Gegenständen zum ­Anschauen und Anfassen, Klangbeispielen und Geräuschen, wenn möglich Gerüchen, wie z. B. dem Lavendel der Provence, mit gustatorischen Erlebnismöglichkeiten, wie z. B. der Weihnachtsbäckerei, Wissensfragen, Ergänzungen von Sprichwörtern oder Gedichten, um somit ein entsprechendes breites, sich sensorisch verknüpfendes Spektrum als Grundlage für ein biographisches Arbeiten zu schaffen.
Passend erscheinen mir dazu die Verse von Joseph Freiherr von Eichendorf (1788 – 1857):

›Schläft ein Lied in allen Dingen,
die da träumen fort und fort.
Und die Welt hebt an zu singen,
triffst du nur das Zauberwort.‹ «

… soweit Annette Ricke.

Gesungen wird im Alltag von Haus Kleineichen immer wieder auch mal ganz spontan – zu zweit oder zu mehreren, auch ohne konkret angekündigtes Angebot. Das Thema Lieder und Liedertexte zeigt seine Bedeutung oft in biografischen Gesprächen.

Im laufenden Wochenplan sind die Angebote mit Musik nicht wegzudenken: Singkreis, Schlager-Raten, »Surf und Schlurf« (mit dem Tablet werden Musikwünsche erfragt, Erinnerungen und Wissen ausgetauscht …) und immer wieder Livemusikauftritte im Haus gehören zu den beliebtesten Veranstaltungen. Auch Konzertbesuche in der Philharmonie werden regelmäßig angeboten.

Beim Tanznachmittag am 16. März bei Musik der »Schlagerpiratin und Schatzi« war ausgelassene Stimmung im Festsaal – der Zauber und die Wirkung von Musik in jeder Minute spürbar.

Bild oben: Bewohnerin Fr. M. musiziert mit Musikpädagogin Annette Ricke (an der Gitarre). Fr. Ricke ist mit ihrem Angebot »Musik und Klang« regelmäßig zu Gast im Haus.

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